Unser Weg

...führte uns dahin, dass wir dem Gedanken, andere Lebewesen zu benutzen, nichts mehr abgewinnen können. Das heißt für uns, dass wir auch die Pferde nicht mehr reiten, weil wir nicht mehr über den Körper (und die Seele) eines anderen Lebewesens verfügen möchten, um selbst etwas "Abenteuer", "Freiheit" oder "Spaß" zu erleben. Unter diesem Blickpunkt gestalten wir jegliche Arbeit mit Klienten und den Tieren als freiwillige, fachlich begleitete oder angeleitete Begegnung und nicht als von uns Menschen bestimmte Aktion, der sich die Tiere unterzuordnen haben.

Wie können Menschen(kinder) mit Hilfe benutzter Tiere wirklich jemals lernen, sich selbst und ihre Körper nicht benutzen zu lassen?
Wie sollen uns permanent fremdbestimmte Tiere darin begleiten können, in die Selbstbestimmung zu gehen?




Über uns


Susann Junge, Jahrgang 1967, Mutter eines erwachsenen Sohnes

Nach Studienabschlüssen in Germanistik und Public Relations fand ich meinen Wirkradius im Sozialbereich.
Qualifizierungen/Studien: u.a. Sozialpädagogik, Suchttherapie, Psychologie, tiergestützte Pädagogik und Therapie, Feldenkrais und Reiten, Verhaltenskunde/Psychologie Pferd und Hund, Coaching und Supervision

Wie die meisten kleinen Mädchen war ich schon "von Anbeginn" fasziniert von Pferden und überall dort zu finden, wo sie waren. Mein eigener Weg führte über Voltigieren, Dressur- und Westernreiten mit Mitte 20 zu meinem ersten eigenen Pferd: Anima. Anima, der auch mein Pferde-Sein und Lehren gewidmet ist. Anima, die ich damals nicht verstand. Anima, die ich so behandelte und ritt, wie "man es eben tut". Anima, die ein zweites Mal in mein Leben trat und der ich ein wenig zurück geben konnte von dem, was sie über viele Jahre mir und ihren nachfolgenden Besitzern schenkte. Einige weitere großartige Pferdestuten begegneten mir zunächst auf der Spurensuche danach, weshalb mir, obwohl ich es tat, das Reiten und der "übliche Umgang" mit Pferden missfiel.
Mein Weg führte mich vor Allem dahin, zu wagen "anders zu fühlen, anders zu denken, anders zu handeln, anders zu sein" als viele Reiter und Pferdehalter. Grundlage aller meiner Entscheidungen waren immer die Gefühle der jeweils eingebundenen Pferde. Und meine Gefühle.
Mir begegneten im eigenen Therapie-Hof-Offenstall viele Pferdecharaktere, jeder mit seinem Spiegelbild in mir. Zu meinen Lehrmeistern wurden Stuten, Hengste Wallache und Fohlen...Ganz besonders aber jene Pferde, die zum Teil meiner Familie wurden.

Schon als Kind hatte ich Tiere "übersetzen" können und mich (gefühlsmäßig) in ihre Lage begeben, um sie selbst zu verstehen. Und so begann ich, auch mich besser zu verstehen. Mitte der Neunziger Jahre begann ich dies weiterzugeben und Menschen in schwierigen Situationen zu unterstützen und mit meinen oder ihren Pferden zu begleiten.

Heute stehe ich an einem Punkt, da ich die Nutzung des Pferdes durch den Menschen auch als ethische Frage sehe. Ich hinterfrage diese Selbstverständlichkeiten, nach denen wir Pferde behandeln und benutzen, als gehörten uns ihre Körper, ihre Seelen und als wäre es unser Grundrecht, diese zu benutzen. Ich selbst reite derzeit gar nicht. Mit den Pferden gehe ich Wege der freien Verständigung ohne Zwangsmittel und mit so wenig Druck wie möglich. Ich lehne Hufeisen, Trensengebisse, Sporen und starre Sättel ebenso ab, wie ReitSport, FahrSport und alle Ereignisse, bei denen Pferde zur Schau gestellt werden, um unserer Belustigung Willen.

Die Schönheit der Pferde finde ich in ihrer ungebundenen Bewegung, in einem schimmernden Haar, in sprechenden Augen und - im Kontakt mit uns. Kontakt über freiwillige Zuwendung und wirkliche Hingabe. Von beiden Seiten....


Melanie Sinner, Jahrgang 1978, Sozialarbeiterin, Sozialpädagogin, Fachkraft HPR, systemische Begleitung


Bereits als kleines Mädchen war ich fasziniert von Pferden, liebte Hunde und Katzen. Ich tat alles dafür, um in der Nähe von Pferden zu sein und bekam meine ersten Reitstunden mit 10 Jahren. Zum Glück fanden diese nicht in einer traditionellen Reitschule statt, sondern auf einem besonderen kleinen Hof. Dort lebten die Ponys in einem Offenstall, was damals noch ungewöhnlich war. Wir ritten die Pferdchen ohne Gebiss und ohne Sattel und lernten auch mit Halsring zu reiten.

Als ich später zum Studieren (Dipl. Sozialpädagogik) nach Berlin zog, lernte ich noch andere, die sonst allgemein üblichen, Arten mit (Sport)Pferden zu arbeiten und umzugehen kennen. Bald interessierte mich die Förderung von Kindern mit Besonderheiten durch die Unterstützung der Pferde. In diesem Bereich wollte ich arbeiten und war überzeugt, dass ich dafür eine "vernünftige-qualitativ hochwertige" Ausbildung absolvieren muss. Es gab noch nicht viele Varianten und Ausbildungen in dieser Richtung, also entschied ich mich für die damals noch einzige anerkannte Weiterbildung.
Das war der Weg der FN beim Deutschen Kuratorium für therapeutisches Reiten. Dort absolvierte ich meinen Trainerschein C (Basissport) sowie die Weiterbildung zur Fachkraft zur Durchführung der heilpädagogischen Förderung mit dem Medium Pferd. Den Umgang mit Pferden im therapeutischen Setting und im Sport stellte ich damals allerdings schon für mich auf den Prüfstand.

Nach meinem Studium bekam ich mein erstes eigenes Pferd, eine Vollblutstute mit Rennbahnerfahrung, diese ließ sich problemlos "reiten" , konnte mir aber nur ohne Sattel und ohne Gebiss im Maul zuhören. Später lernte ich Pony Lotte kennen, die mich seitdem begleitet.
Ich setzte verschiedene Pferde und Ponys im Heilpädagogischen Reiten ein, arbeite mit Kindern aus verschiedenen Wohnformen und Familienstrukturen. Später lernte ich Tinkerwallach Jack kennen und dann Susann. Vor acht Jahren brauchten wir ein neues Zuhause. So sind Backy, Lotte, Jack und ich bei Susann auf dem Hof FALUNA gelandet. Dort ist es mir gelungen, die gesamte Reiterei und die Benutzung der Pferde erneut in Frage zu stellen und kann seitdem so sein wie bin mit den Pferden.

 

 


Eva Elz Jahrgang 1985, Umweltwissenschaftlerin, Hufbearbeiterin

Ich lebe mit meinen drei Kindern, Mann und Hund in der schönen Lutherstadt Wittenberg.
Meine Geschichte mit Pferden begann schon in meiner frühen Kindheit. Aufgewachsen in einer sehr landwirtschaftlich geprägten und Pferdesportbegeisterten Region in Norddeutschland. Dort begann auch ich mich mit dem Pferde Virus zu infizieren. Ganz klassisch begann ich auf Schulpferden das Dressur und Springreiten. Nachher mit meinem Pflegepferd schnupperte ich auch Turnier Luft. So ging es etliche Jahre weiter bis ich dem Pferdesport den Rücken zukehrte da ich im Leben erstmal andere Prioritäten hatte. Erst viele viele Jahre später während meines Studiums in Dresden kam ich wieder mit Pferden in Kontakt, suchte aber nach einem anderen Umgang mit Pferden. So kam ich zum Westernreiten und setzte mich zum ersten Mal mit Halsring auf ein Pferd. Mein damaliger Trainer wusste, dass ich damals im Pferdesport aktiv war und ging davon aus ich könnte reiten. Das Pferd allerdings sah es anders und bewegte sich keinen Zentimeter. Erstmals hörte ich davon ein Pferd über Energie zu bewegen und etwas über die innere Haltung zum Pferd. Ich wurde sehr schnell sehr gut und ich wusste, ein eigenes Pferd musste her. So kam ich zu meinem ersten Pferd. Peps, ein Quarter Wallach, mit dem ich reiterlich „weiter“ kommen wollte. Er wurde mir als sehr schreckhaft und menschenscheu verkauft. Als ich ihn traf folgte er mir sofort ohne Halfter und Strick von der Koppel bis auf den Reitplatz. Ich nahm ihn sofort, ohne zu zögern. Als er dann zu mir nach Dresden kam, zeigte er mir aber sofort dass er nicht geritten werden möchte. Er hatte eine Verletzung nach der anderen. Somit gingen wir zwei einen neuen Weg und ab da an änderte sich meine Meinung zu Pferden sehr schnell. Nun hatte ich ein Lebewesen an meiner Seite, ich fühlte den Schmerz und die Trauer in ihm und die Verantwortung war groß. Ich wusste insgeheim dass da noch mehr in ihm steckt, das er noch nicht bereit war alles zu zeigen. Somit verabschiedete ich mich vom Westernreiten und wir zogen um in ein artgerechtes zu Hause. Dort verbrachten wir eine wunderschöne Zeit. Aus beruflichen Gründen wechselten wir die Stadt und die erneute Suche nach einem zu Hause, in denen wir unsere Werte leben konnten, begann von vorne. Kurze Zeit später kam auch Wallach und Freigeist Janosch in mein Leben. Er zeigte mir ganz eindringlich das wir noch einen Schritt mehr Richtung „Freiheit“ gehen dürfen. Ich befreite mich zunächst von meinen Ansprüchen gegenüber Pferden und vor allem von meinem Ego. Ich wusste, dass wir einen anderen Weg gehen würden und stand immer mehr für meine Werte ein. Diese setzten ein friedvolles Zusammenleben und vor allem physisch und psychisch freies Zusammenleben voraus. Eine liebe Freundin machte mich dann auf Susann und Melanie aufmerksam und kurzerhand entschloss ich mich Susann zu kontaktieren. Ich besuchte die Faluna Herde und war so beeindruckt was mir vor Ort begegnete. Es war so friedlich und die Energie der Herde war magisch. Ich fuhr nach Hause und sagte zu meinem Mann, dass dies der Ort sei an dem unsere Pferde zu Hause sind. Einige Zeit später wurde unser Wunsch erfüllt und wir zogen um. Endlich hatten wir den Ort gefunden wo wir gesehen, anerkannt und angekommen waren. Ein Ort der getragen wird von wunderbaren Menschen und Pferden.




Wir sind dankbar für Unterstützung von Tanja, die seit 2015 an fast jedem Wochenende einen Tag kommt und Patin von Quanino und Zyna ist. Ein Geschenk sind auch die Männer Matthias, Patrick und Fabian hinter uns Pferde-Frauen, die mit und ohne Trecker, Motorsense, Hammer, Säge, Abmistekarre, Hänger, Kaffee oder Catering zum Gelingen des Alltags beitragen.  Auch über projektbezogene ehrenamtliche Mitarbeit von Christina und anderen freuen wir uns sehr.



Die Herde...


...derzeit 13 Persönlichkeiten, vom wildpferdigen Leittier (Dülmener) über "ausrangierte" Nutzpferde (Sport / Zucht / Reitunterricht) bis zur selbstbewussten Tinkerjungstute; Wallache und Stuten, bunt gemischt von Alter und Rasse. Die meisten Pferde kommen aus Tierschutzkontexten und dürfen hier ein weitgehend selbstbestimmtes Leben führen. Jeglicher Kontakt mit Menschen findet auf der Basis völliger Freiwilligkeit statt (außer evtl. in Gesundheitsdingen, bei denen Maßnahmen auch ohne Freiwilligkeit umzusetzen sein müssen. In der Regel aber kooperieren unsere Pferde trotzdem).

Domestizierte Pferde tragen ihre mit der Benutzung durch den Menschen hervorgerufenen Traumata mit sich. Nur dann, wenn wir diese erkennen, ihnen zugestehen, sie darin begleiten diese zu verarbeiten, werden sie - vielleicht - bereit sein (können), uns Menschen bei der Bewältigung unserer eigenen Traumata zu begleiten.
Für unsere Herde bedeutet das zuallererst die Erfüllung pferdiger Grundbedürfnisse, nämlich, dass sie ganzjährig und rund um die Uhr in freier Bewegung sein kann, dass wir ihr immer die größtmögliche Fläche zur Verfügung stellen, dass sich die Fütterung am natürlichen Essverhalten der Pferde orientiert, dass die Herde möglichst stabil bestehen bleibt und dass wir den Kontakt zum Menschen als Zusatzangebot sehen und nicht als Pflicht, die die Pferde zu erfüllen haben.
Die Pferde wohnen draußen mit Unterständen, die sie nach Belieben nutzen können und sie haben rund um die Uhr Futter zur Verfügung. Beides sehen wir als wesentliche Voraussetzungen für ein an den Bedürfnissen der Pferde orientiertes Leben.

Nur Pferde, die ihren natürlichen Bedürfnissen folgen können, werden Menschen beim Heilen wirklich begleiten können. Damit wir spüren können, was uns selbst einschränkt, müssen die Pferde, die uns unterstützen sollen, so ungebunden wie möglich leben dürfen.




Und außerdem
... fünf Hunde aus dem Tierschutz sowie einige drei- und vierbeinige Katzen, die jedes auf seine Art kommentieren, begleiten, hinterfragen, lehren. Und oft Besuch von Wildtieren, meist gefiederten oder sehr kleinen....


Zertifiziert durch die Stiftung Bündnis Mensch und Tier
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Im Jahr 2019 durchliefen wir das Bewerberverfahren bei der

Stiftung Bündnis Mensch & Tier

https://www.buendnis-mensch-und-tier.de/
www.begegnungshoefe.de

um in das Netzwerk "Begegnungshöfe" aufgenommen zu werden.

Eine Menge Qualifikationen, Nachweise, Besuche vom VetAmt, Vorgespräche usw. waren erforderlich. Am 15.09.2019 kam dann die Leiterin der Stiftung, Frau Dr. Otterstedt, um uns, die Tiere, den Hof kennen zu lernen.
Etwas aufgeregt waren wir ja schon, obwohl durchaus erprobt durch unsere jahrelange Arbeit mit Zwei,- Drei- und Vierbeinern und auch mit "hohen Tieren".
Aber alles passte, es waren schöne Gespräche, tolles Wetter und ein Klasse Ergebnis:

Wir sind nun der erste östlich gelegene Begegnungshof im Netzwerk Begegnungshöfe der Stiftung. Und erhalten damit ein Siegel, das die hohe Qualität unserer artgerechten Tierhaltung und des fachgerechten Umgangs mit Menschen und Tieren in unseren Angeboten bestätigt.